Donnerstag, 20. Dezember 2007

Feliz Navidad

Entschuldigung, dass mein Blog in letzter Zeit etwas eingeschlafen ist. Naja, ich hatte und habe genug mit meinen Abschlussarbeiten zu schreiben und irgendwie fehlte da ein wenig der Antrieb. Wollte mich nun doch noch mal kurz melden vor den Weihnachtsferien. Morgen geht offiziell das Semester zu Ende, doch eine meiner Hausarbeiten werde ich noch mit in den Januar nehmen. Ab dem siebten Januar habe ich einen Praktikumsplatz bei einer großen Tageszeitung hier in Guadalajara (El Público) und soll mithelfen deren Webauftritt neu zu gestalten. Ich darf wohl auch kleinere Artikel schreiben, die dann veröffentlicht werden; hoffentlich. Hier ist deren Homepage: http://www.milenio.com/index.php?c=guadalajara

Die letzten Wochen waren geprägt von Posadas (die feiert man hier in der Vorweihnachtszeit, um die Unterkunftssuche von Maria und Josef vor Heiligabend zu symbolisieren) und schlussendlich haben wir es am letzten Wochenende dann mal an den Strand geschafft. Es war jedenfalls sehr ungewohnt mitten im Dezember im Meer zu schwimmen, in der Sonne zu brutzeln und Kokosmilch zu genießen. Wir fuhren nach Maruata, welches ein kleiner und sehr abgelegener Ort im Nachbarstaat Michoacán an der Pazifikküste ist. Nicht einmal Handynetz hatten wir dort, doch es war auf jeden Fall eine Reise wert und wir werden sicherlich noch einige Male im Januar/Februar an den Strand gehen, wenn es möglich ist.

Am Montag gab es dann noch eine kleine Posada bei uns in der Wohnung, da in den Weihnachtsferien fast alle Bekannten von uns auf Reisen gehen. Wir kehren schon am 06.01. wieder zurück, doch andere bleiben bis in den Februar in den Fernen dieses weitläufigen Landes.

Unsere Reise wird uns zunächst am Samstag nach Mexiko-Stadt führen, wo wir fünf Tage verbringen werden. Obwohl ich schon zweimal dort war, gibt es immer noch wahnsinnig viel dort zu sehen; außerdem werden wir Weihnachten bei Alfredo und seiner Familie verbringen. Am 27.12. fliegen wir dann von dort aus nach Guatemala-Stadt, um Silvester in Violas Geburtsland zu feiern. Wir möchten gerne an unseren Sprachschulort Antigua zurückkehren, um den Gastfamilien mal wieder einen Besuch abzustatten. Auf dem Landweg mit Zwischenstationen in den schönen Kolonialstädten San Cristóbal und Oaxaca geht es dann im Bus zurück, um rechtzeitig am 06.01. wieder hier zu sein.

Allen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch!

Mittwoch, 28. November 2007

Mexikanische Fußballkultur

Ich schreibe über dieses Thema in dieser Woche, da ansonsten momentan nicht so viel spannendes hier passiert. Ich schreibe an meinen Abschlussarbeiten für die einzelnen Kurse, die ich hier belege, und das Semester neigt sich schon so langsam dem Ende entgegen. Die Zeit verfliegt wirklich und ich hab letzte Woche schon die Halbzeit meines Aufenthaltes überschritten.

Heute Abend werde ich wiederholt das Stadion der Chivas (Deportivo Guadalajara) besuchen, da dort gegen den Verein Atlante FC aus Cancún das Hinspiel im Halbfinale der mexikanischen Meisterschaft ansteht. Am Samstag wohnten wir bereits dem Halbfinaleinzug bei, der durch einen 1:0-Sieg gegen den Club San Luis perfekt gemacht wurde. Daher habe ich beschlossen, den fußballinteressierten Lesern meines Blogs etwas über die Kultur rund um jenen Massensport in diesem Land, das zumindest bereits zweimal WM-Gastgeber war, zu berichten.

Die Nationalmannschaft i(El Tri) nteressiert hier wirklich jeden; von der alten Frau um die Ecke, die Tacos verkauft, bis zum Geschäftsmann im Anzug, und stellt jederzeit ein willkommenes Diskussionsthema dar. Man spekuliert über die nächste Aufstellung oder kritisiert die „Tri“ mal wieder für ihre zuletzt gezeigten dürftigen Leistungen. Jedes auch noch so unbedeutende Freundschaftsspiel wird dann auch als Gemeinschaftserlebnis gerne in einer Schankwirtschaft verfolgt. Gespielt wird interessanterweise auch oft, trotz Heimvorteil, in den USA, um die ca. 30 Millionen Mexikaner, die dort wohnhaft sind, anzusprechen. Dies wird allerdings von den im Mutterland lebenden Mexikanern heftig kritisiert.

Im Vereinsfußball gibt es in der ersten Liga 18 Mannschaften, die im halbjährlichen Rhythmus die nationale Meisterschaft ausspielen. Auf drei Gruppen verteilt, tragen sie in 17 Spielen die Teilnehmer am Viertelfinale der Playoffs aus, wo dann letztendlich der Meister ermittelt wird. Die Mannschaften kommen vor allem aus den Metropolregionen Mexikos (aus Mexiko-Stadt und Guadalajara kommen alleine jeweils drei Mannschaften) und das wirtschaftliche Nord-Süd-Gefälle, welches das Land dominiert, ist auch an der regionalen Verteilung der Vereine ersichtlich (lediglich ein Verein aus dem Süden). Die größten traditionsreichen Rivalen landesweit sind die Chivas Guadalajara und der CF América aus der Hauptstadt, obwohl mittlerweile einige weitere Vereine ein sportliche höheres Niveau erreicht haben. Es spielen für lateinamerikanische Verhältnisse viele Ausländer (vor allem Argentinier) in dieser Liga, da hier wohl amerikaweit die höchsten Spielergehälter gezahlt werden.

Ein Stadionbesuch bedeutet für den Großteil der Mexikaner einen großen finanziellen Aufwand, trotz vergleichsweise niedrigen Eintrittspreisen. Die preiswertesten Karten gibt es bereits für 70 $ (ca. 4,50€). Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass hier nicht - so wie in Europa - eine wirkliche Stadionkultur existiert, trotz des wirklich breiten Fußballinteresses der Bevölkerung. Das Chivas-Stadion (60.000 Plätze) war nicht einmal beim Viertelfinale ausverkauft und wird es sicherlich auch heute Abend nicht sein. Das Spiel an sich wird stark als Event hochstilisiert, wobei mir viele Dinge nordamerikanisch geprägt scheinen. Nichts desto trotz, ist es ein Erlebnis hier in das Stadion zu gehen, da hier ein sehr offensivfreudiger temporeicher Fußball gespielt wird.

Donnerstag, 22. November 2007

Einige Videos von hier

Manuel war so freundlich einige Videos aus Mexiko ins Internet zu stellen.

Unter diesem Link findet man eine Aufnahme vom Friedhof in Pátzcuaro am Día de los muertos:

http://www.youtube.com/watch?v=eM1Ejp5fWrk


Hier sind traditionelle Tänze aus Jalisco von einem Tanzwettbewerb zu bewundern:

http://www.youtube.com/watch?v=ilGZhJM7uL0



Hier schließlich ein kleiner Rundgang durch das Haus, in dem Manuel lebt:

http://www.youtube.com/watch?v=uROQWcEZc4k

Dienstag, 20. November 2007

Drei Chilangos in Guanatos

Am vergangenen Wochenende bekamen wir hier in Guadalajara Besuch von unseren Freunden aus der Hauptstadt. Alfredo, seine Schwester und eine Freundin von ihr kamen am Samstag frühmorgens per Bus aus dem D.F. an und nach einem gemütlichen Frühstück in unserer Wohnung machten wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum, um dort einen Tapatíobus (eine Art Touristenbus) zu besteigen, der uns durch das Stadtzentrum leitete und über Kopfhörer die Sehenswürdigkeiten der Stadt erklärte. Eine ähnliche Tour hatten wir bereits im D.F. erlebt, die mir jedoch etwas eindrucksvoller erschien als in Guadalajara. Die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt übersteigen die in dieser Stadt doch etwas. Sie ist ja immerhin auch mehr als fünfmal so groß.

Trotzdem blieb die Fahrt bei allen Teilnehmern in guter Erinnerung und auch wir Wahl-Tapatíos sahen Ecken der Stadt, die wir noch gar nicht wirklich kannten. Danach gab es ein Mittagessen im größten überdachten Markt Amerikas ein (ja auch hier gibt es Superlative), San Juan de Díos, um unseren Hunger zu stillen. Es gibt dort eine opulente Auswahl an verschiedenen Speisen und das Angebot recht von regionaltypischer Küche bis zu asiatischen Gerichten. Nachmittags gingen wir dann in das Hospicio Cabañas, wo der bedeutende Muralist José Clemente Orozco einige seiner berühmten Wand- und Deckengemälde hinterlassen hat.

Nach diesem Besuch und einem Spaziergang durch die Fußgängerzonen im Stadtzentrum, fuhren wir dann in den südöstlichen Teil der Stadt, wo das ehemalige Dorf Tlaquepaque liegt, welches inzwischen aber in den Stadtbereich hineingewachsen ist (siehe erster Beitrag aus dem Oktober). Im Zentrum von Tlaquepaque hörten wir traditionelle Musik, schlenderten an Souvenirständen vorbei und aßen später noch zu Abend. Alfredo kam dabei auch zu der heiß ersehnten Gelegenheit eine „Torta Ahogada“ (Ertränktes Brötchen) zu probieren. Dies ist eine Spezialität dieser Region und besteht aus einem Brötchen mit Fleischbelag, welches mit viel roter Chilisoße übergossen wird. Da unsere Gäste und auch wir recht müde waren, beendeten wir den Tag schon recht früh und lagen bereits gegen 24 Uhr in den Betten.

Am Sonntagmorgen fuhren wir vormittags in das nahgelegene Dorf Tequila, wo tatsächlich das berühmte Getränk hergestellt und vertrieben wird. Der Ort liegt ca. 50km von Guadalajara entfernt und schon auf dem Weg dahin fährt man an unzähligen Agavenfeldern vorbei; diese Pflanze dient dann zur Gewinnung des Schnapses. Die weltweite Tequila-Produktion wird in Jalisco und einigen Teilen von den Nachbarstaaten durchgeführt und bei dem Besuch einer Destillerie wurden wir dann in die Geheimnisse dieses Getränks eingeweiht – inklusive Verköstigung.

Der Name des Ortes sowie des Schnapses geht wohl auf die Ticuila-Indianer zurück, die der Legende nach dieses wohlschmeckende Getränk erfunden haben. Übrigens ist der Tequila in Mexiko tatsächlich wohlschmeckend, obwohl die meisten Deutschen bei dem Wort „Tequila“ wohl zuallererst an dieses unsägliche Gesöff in einer Flasche mit Plastiksombrero denken. Der Tequila hier schmeckt wirklich ganz anders und wird in der Regel auch ohne Salz und Zitrone getrunken, um den Geschmack nicht zu verderben. Weiterhin verwendet man ihn für den berühmten Cocktail „Margarita“.

Der Schnaps wird aus den Agavenherzen (piña) gewonnen, welche gekocht, zerkleinert und ausgepresst werden. Danach gärt dieses Erzeugnis und wird doppelt destilliert, was schließlich den weltweit begehrten Alkohol ergibt. Die Farbe des Tequilas (reicht von klar bis golden) hängt davon ab, wie lange er in den Fässern gelagert ist. Je länger dies der Fall ist, desto milder schmeckt er schlussendlich. Aus der Agave wird auch der Mezcal hergestellt, was jedoch eher in südöstlicheren Regionen Mexikos populär ist. Dies ist ein recht starker Agavenschnaps, der in der Regel mit dem Wurm serviert wird, um die Authenzität zu beweisen.

(auf den unteren Fotos zeigt uns Viola eine piña und den gegorenen Agavensaft)

Leider hatten wir an diesem Tag großes Pech mit dem Wetter und ausgerechnet an diesem Ausflugstag regnete es zum ersten Mal seit 1,5 Monaten wieder. Das Abendprogramm wurde hierdurch stark eingeschränkt. Trotzdem hatten wir alle ein schönes Wochenende und unsere Gäste aus der Hauptstadt lernten somit endlich die „mexikanischste Stadt“ des Landes und ihre Umgebung kennen.

Weitere Fotos sind in folgendem Album: http://picasaweb.google.com/maefosio/Chilangosaqui

Freitag, 9. November 2007

Día de los muertos

Diese Mal möchte ich von unserem Wochenende in Michoacán (der Name bedeutet: Land der Seen), dem südlichen Nachbarstaat von Jalisco, berichten. Am Freitag wurde der Día de los muertos in Mexiko (Tag der Toten) gefeiert und dies wird vor allem in der Nacht vom 01.11. zum 02.11. auf traditionelle Art und Weise getan, indem man den Verstorbenen gedenkt. Diese Art von Kult nimmt zuweilen groteske Züge an, da Skelette und Totenschädel hierbei für die Verzierung eine große Rolle spielen. Alles in allem waren die Tage ein Erlebnis, welches haften bleibt.

Am Donnerstag brachen Viola und ich aus Guadalajara auf, um einen Bus nach Morelia (die Hauptstadt von Michoacán) zu nehmen, von wo aus wir dann in die kleinere nahegelegene Stadt Pátzcuaro fuhren. Nachdem wir den Tag in Guadalajara bei recht angenehmen Temperaturen um die 25°C verbracht haben, stellten wir bei der Ankunft dort fest, dass es, bedingt durch die höhere Lage, um einige Grad kälter war. In Pátzcuaro trafen wir dann abends auf die anderen Leute aus der Gruppe, da diese per Auto und Pickup schon vorgefahren waren.

Die Stimmung im Stadtzentrum war sehr ausgelassen und man sah viele trinkende Leute, was mich zunächst, angesichts des ernsten Hintergrundes der Veranstaltung, etwas verwunderte. Kurz darauf fuhren wir zu einem recht hochgelegenen Friedhof des Ortes, wo wir das Geschehen aus einer authentischeren Perspektive sehen sollten. Nach einer langen Fahrt und dem Ausharren in einer immer schlimmer werdenden Kälte, sahen wir den Friedhof durch Tausende Kerzen in ein Lichtermeer verwandelt. Trotz wirklich extremer Kälte (Viola musste sich sogar Handschuhe zulegen und das auf den Breitengraden der Sahara) hielten wir die ganze Nacht bis sieben Uhr morgens im Freien aus, da wir unsere Unterkunft aus Kostengründen erst für den nächsten Morgen reserviert hatten.

Am folgenden Tag fuhren wir dann auf eine Insel im See von Pátzcuaro, von wo aus man die umliegende Landschaft gut überblicken konnte. Der komplette Weg zum Aufstieg des Hügels auf der Insel ist von kleinen Läden gesäumt und ich kam auch in den Genuss kleine ganze Fische aus dem See zu essen. Die werden einfach mit „Haut und Haar“ in Fett gebraten und dann selbstverständlich mit Chile und Limón serviert. Nach der Rückkehr zum Festland besuchten wir nur noch das Stadtzentrum und schlenderten dort über den Markt, da wir recht erschöpft von der vorherigen Nacht waren.

Den Abschluss der Reise stellte eine Stippvisite in Morelia dar, wo wir das historische Zentrum der kolonialen Stadt besichtigten. Leider hatten wir nicht sehr viel Zeit und konnten nur einen Eindruck gewinnen, der trotzdem positiv war.

Auf der Heimfahrt gelangen mir vor dem Einbruch der Dunkelheit – und der Kälte – noch einige Fotos von der beeindruckenden Landschaft Michoacáns vom Pickup aus.

Weitere Fotos habe ich wieder in ein Fotoalbum gestellt, das sich hier findet: http://picasaweb.google.com/maefosio/MichoacN

Dienstag, 23. Oktober 2007

Willkommen

Hallo an alle Leser. Nach meinen ersten zwei Monaten in diesem wunderbaren Land heiße ich euch Alle herzlich Willkommen zu meinem Blog. Ich war wohl leider etwas schreibfaul seit dem 19.08., werde aber von jetzt an versuchen regelmäßig zu berichten, was hier so passiert und was wir so machen.

Zunächst einige Fakten für diejenigen, die nicht genau wissen, wo ich mich aufhalte und was ich so treibe. Ich verbringe von August bis Februar ein Semester an der Universidad de Guadalajara in Mexiko, welche mit 180.000 Studenten die zweitgrößte Universität in ganz Mexiko ist. Das Semester geht von 19.08.-21.12. und hiernach plane ich noch ein ca. sechswöchiges Praktikum hier zu machen. Guadalajara ist die Hauptstadt des Staates Jalisco und ca. sieben Autostunden nordwestlich von Mexiko-Stadt entfernt, hat ca 4 Millionen Einwohner und gilt als die typischste der mexikanischen Städte, da landestypische Traditionen wie die Mariachis oder der Tequila aus dieser Region stammen. Sie liegt auf 1.600m Höhe in einem Hochtal und besteht eigentlich aus den vier Städten Zapopan, Guadalajara, Tlaquepaque und Tonalá, die im Laufe der Zeit zu einer einzigen Stadt verschmolzen sind.


Das Klima ist ziemlich freundlich und momentan (Mitte Oktober) haben wir täglich 25-30°C, nachdem die Regenzeit inzwischen wohl vorbei ist. In August und September gab es noch allabendlich gegen 18 Uhr einen kräftigen Schauer, was gelegentlich zu Unannehmlichkeiten führte; insbesondere wenn man sich zu der Zeit auf dem Weg zur Uni oder von dieser nach Hause befand, da ein solcher die Straßen immer wieder unter Wasser setzte.

Fangen wir chronologisch an und springen zurück in den August. Die letzten Tage vor dem Abflug vergingen wie im Flug und ich war natürlich stark mit den letzten Vorbereitungen, wie Packen, letzte Besorgungen erledigen etc. beschäftigt. Am Freitag den 17.08. gab es in Hamburg noch ne kleine Abschiedsfeier mit meinen Freunden, da sechs Monate Abstinenz ja schon eine erhebliche Zeit sind. Dann stand schließlich der schwere Abschied von Viola an, da wir ja fast sechs Wochen aufeinander verzichten mussten. Sie hatte schließlich ihr Studium vor dem Mexiko-Aufenthalt zu beenden und mein Semester an der Universidad de Guadalajara begann bereits am 27.08. So stieg ich am Hamburger Flughafen schweren Herzens in die Maschine von British Airways Richtung London, wo ich umstieg und nach einem ziemlich langen Flug schließlich um 19:15 Ortszeit in Mexiko-Stadt ankam. Alfredo, ein Bekannter von Viola und mir, wartete mit einem Freund von ihm dort auf mich, um mich abzuholen und mir eine Übernachtungsmöglichkeit für die ersten Nächte zu geben.

Weitere Fotos von den ersten Tagen in Mexiko-Stadt findet man hier: http://picasaweb.google.com/maefosio/DF

Ich war natürlich erleichtert, die ersten Nächte nicht in ein Hotel zu müssen und mein Spanisch in diesem Umfeld wieder etwas aufpolieren zu können. Die Hauptstadt ist für mich immer noch relativ unübersichtlich und groß, obwohl wir sie ja schon vor zwei Jahren die Gelegenheit hatten sie kennenzulernen. Die ersten Tage bei Alfredo waren also sehr gut zur Eingewöhnung, denn wir erkundeten Vieles im Stadtzentrum, ich sprach ausschließlich Spanisch und auch Manuel, einen anderen Studenten aus Köln, nahmen wir „unter unsere Fittiche“. Nachdem der vierte Tag im D.F. (Distrito Federal; eigentlicher Name der Region von Mexiko-Stadt) wegen des an der Golfküste wütenden Hurrikans sehr regnerisch war, und Manuel, Alfredo und ich den Chapultepec (Heuschreckenhügel)-Park und den ehemaligen Regierungssitz von Kaiser Maximilian ansahen, stiegen wir abends um 23:10 in einen Bus, um endlich unseren zukünftigen Wohnort Guadalajara anzusteuern. Die ca 7stündige Fahrt verlebten wir größtenteils im schlafenden Zustand bis wir morgens um 6 Uhr am Busterminal von Guadalajara ankamen und dort von René, einem Tapatío (aus Guadalajara stammender), der ein Jahr in Köln gelebt hatte, und seiner Freundin Sina abgeholt wurden. Vollgepackt mit sämtlichem Gepäck von drei Leuten für die nächsten sechs Monate, fuhren wir zum Haus von René, Sina und Manuel. Ich konnte dort glücklicherweise ebenfalls für die ersten Nächte unterkommen und von dort aus meine bevorstehende Wohnungssuche koordinieren. Die Anderen begannen noch vormittags eine Einkaufstour, um Einrichtungsgegenstände (Herd, Waschmaschine, Kühlschrank, Möbel etc.) zu kaufen und ich ging schnellstmöglich in ein Internetcafé, um die Wohnungssuche zu beginnen. Dies gestaltete sich anfangs etwas problematisch, da ich die Stadt noch nicht ansatzweise kannte und daher auch mit den vielen verschiedenen Adressenangaben der verfügbaren Unterkünfte noch nicht viel anfangen konnte.

So kam es dann, dass ich nach ein paar Flops die erstbeste Unterkunft nahm, da mir annehmbar erschien und recht nah bei der Uni lag. Schnell stellte ich jedoch fest, dass das Viertel, in dem das Zimmer lag, nicht das allerbeste von Guadalajara war und somit ging die Suche dann weiter, um etwas wohnbares ab Ende September zu finden.

Am ersten Wochenende in Guadalajara wurden wir Deutschen im Haus von René und Co gebührend willkommen geheißen durch eine Feier, die letztendlich aber nicht ganz so groß ausfiel, wie sie angekündigt wurde. Es war trotz allem eine nette Feier und wir bekamen einen Eindruck, von den nächtlichen Geschehnissen, die uns in diesem Semester so bevorstehen würden.

Weitere Fotos der ersten Tage und der Willkommensparty in Guadalajara sind hier: http://picasaweb.google.com/maefosio/ErsteTageInGuadalajaraUndParty

Am 27.08. begann dann schließlich auch unser Semester an der Universidad de Guadalajara und wir wurden zunächst von den Oberen unseres Centro Universitario (hier ist die Uni etwas anders gegliedert als in Deutschland; entspricht ungefähr einer Fakultät bei uns) begrüßt und begannen danach mit der Auswahl unserer Kurse sowie ab dem folgenden Tag mit dem Besuchen dieser. Am Freitag den 24.08. waren wir bereits im Auslandsamt mit Reden, landestypischen Tänzen und natürlich den allgegenwärtigen Tacos von der Uni im Allgemeinen begrüßt worden. Die größte Austauschfraktion insgesamt stellen natürlich wieder einmal die Reiselustigen Deutschen dar, aber auch eine Menge Mexikaner aus anderen Staaten dieses weitläufigen Landes verbringen ein Semester als Austauschstudent an der Uni.

In den ersten zwei Wochen durften wir Austauschstudenten noch zwischen den Kursen herumwechseln, um nach dieser Frist unsere endgültige Entscheidung dann zu reffen. Wir lernten nach und nach den Campus kennen und so lebten wir uns auch in der Stadt ein. Die Auflagen hier an der Uni für den Scheinerwerb sind etwas anders als bei uns. Man unterscheidet nicht zwischen Seminaren und Vorlesungen, sondern hat bei jeder Veranstaltung eine Anwesenheitspflicht von 80% und muss überdies bei einigen Dozenten regelmäßig schriftliche Aufgaben oder Essays abgeben. Das wöchentliche Lesepensum übersteigt das unsrige außerdem und in einigen Veranstaltungen werden auch semesterbegleitenden Klausuren geschrieben. Jedoch sind diese einzelnen Arbeiten nicht so arbeitsintensiv wie einzelne Klausuren oder Hausarbeiten bei uns. Besser als bei uns gefällt mir, dass von einer einzelnen Arbeit hier weniger abhängt als dies bei uns der Fall ist.

Langsam pendelte sich also ein Alltag ein. Kulinarisch haben wir uns ziemlich schnell akkulturieren können, da ich auch eine ausgesprochene Vorliebe für jegliche Sorte von Chili habe und hier natürlich diesbezüglich in meinem Paradies gelandet bin. So kann man recht preiswert in kleinen Läden und auf den wöchentlichen Märkten (Tianguis) verschiedene Gemüsesorten erwerben und auch der gelegentliche Fleischkonsum schlägt nicht so sehr auf den Geldbeutel, wie dies in Deutschland der Fall ist. Ein Essen, das man sich zubereitet, wenn einmal wieder nichts besonderes geplant wurde und nicht viel in Kühlschrank/Speisekammer zu finden ist, sind Quesadillas. Hierbei handelt es sich lediglich um Tortillas (diese sind eigentlich immer zur Hand), welche mit Käse gefüllt werden, auf dem Comal (eine Art Pfanne indigenen Ursprungs) erhitzt werden und schließlich mit irgendeiner Salsa genossen werden. Aber wir haben auch schon anspruchsvollere Gerichte zubereitet. So hat Viola mich mit einem echt süddeutschen Essen in der vorletzten Woche beglücken können: Spätzle. Auch Spaghetti oder ähnliche Pasta sind hier leicht zu bekommen und zuzubereiten. In dieser Hinsicht sind wir also bestens versorgt. Sogar importiertes Schwarzbrot landet bei uns gelegentlich auf dem Tisch.

Ein buntes Gemisch an Fotos ist hier zu bewundern: http://picasaweb.google.com/maefosio/AllesMGliche

Zum 15.09., dem Nationalfeiertag Mexikos, an dem die Feier im Gedenken an den Kampf für die Unabhängigkeit vom spanischen Mutterland 1810 begangen wird, verließ ich erstmals, nach einigen Wochen in der Stadt, das Stadtgebiet und wir fuhren in ein Dorf, welches recht ruhig ist und ziemlich hoch gelegen, auch eine angenehme Umgebung bietet: Tapalpa. So fuhren wir am Tag vor dem genannten Datum von Guadalajara mit dreizehn Personen und zwei PKW’s Richtung Südjalisco, um eine Hütte etwas außerhalb des Dorfes Tapalpa zu beziehen. Nach einem kleinen Rundgang durch den Dorfkern kehrten wir zurück zur Hütte, um unseren Aufenthalt mit einem deliziösen Grillen zu beginnen. Im Dorf hatten wir uns zuvor mit Maiskolben, Rindfleisch und Würstchen eingedeckt. Bei klassich-mexikanischer Musik grillten und aßen wir, um danach eine gemütliche Siesta in der Nachmittagssonne zu halten. Später gab es dann Tequila mit viel Eis und Limón, wonach wir abends erneut in das Dorf herunterfuhren und dort auf den Grito zu warteten. Dies beruht auf der Begebenheit, dass der Pater Miguel Hidalgo y Costilla 1810 bei dem ersten Versuch die Unabhängigkeit vom spanischen Mutterland in einer Gemeinde nördlich von Mexiko-Stadt den Ruf ausstieß „Viva México y mueran los Gachupines!“ (Es lebe Mexiko und die Spanier sollen sterben) und dabei eine Glocke läutete. So wird dies in einem traditionsbewussten Land wie Mexiko Jahr für Jahr ebenfalls mit dem Läuten einer Glocke und einem Ruf des jeweiligen Gemeindeoberhauptes zelebriert. Gegen 23 Uhr rief der Bürgermeister dann die genannte Parole aus und es folgte ein ca halbstündiges Feuerwerk. Die anwesenden Mexikaner genossen diesen Augenblick und sangen und tranken (dies ist in Mexiko nur in kleineren Gemeinden in der Öffentlichkeit möglich; in den größeren Städten wird dies von den Polizisten bestraft). Am folgenden Tag stellte ich leider fest, dass mir in der Abwesenheit meine Kamera aus der Hütte gestohlen wurde, welche ich extra dort gelassen hatte, da mir die Situation so eigentlich sicherer erschien. Glücklicherweise ist inzwischen für Ersatz gesorgt, der auch etwas handlicher als sein Vorgänger ist und daher sicherer am Körper zu transportieren ist. Wir besuchten vor der Rückfahrt nach Guadalajara noch ein Tal, in dem große Steine liegen, aus welchen Gründen auch immer.

Mehr Fotos aus Tapalpa sind hier: http://picasaweb.google.com/maefosio/Tapalpa

Die folgenden zwei Wochen, bis zu Violas Ankunft in Mexiko am 28.09. verbrachte ich dann
schließlich mit dem Umzug in die neue Wohnung und mit dem Unialltag. Das Zimmer, welches ich zuvor bewohnte lag in der Nähe einer U-Bahn-Station, so dass ich recht einfach in die Uni, oder zu sonst einem Punkt in der Stadt gelangen konnte – solange dieser Ort ebenfalls in der Nähe einer solchen Station lag. Lediglich in den frühen Morgenstunden war die Bahn wegen des Berufsverkehrs so überfüllt, dass man gelegentlich eine Bahn weiterziehen lassen musste, ohne sie zu benutzen. Durch den Umzug hat sich die infrastrukturelle Situation geändert und ich bin morgens auf den Bus angewiesen, welcher mich direkt zur Uni bringt, mich aber gleichzeitig ab und zu vor bislang unbekannte Probleme stellt. So ist nachmittags und am frühen Abend der Bus so stark frequentiert, dass die Busfahrer an einem vorbeifahren, ohne potenzielle Fahrtgäste zu beachten. Einen festen Fahrplan oder fixe Haltestellen gibt es auch nicht oder nur selten. Man stellt sich auf dem Streckenverlauf der jeweiligen Linie einfach an eine Straßenecke und streckt den Arm aus, sobald sich das ersehnte Fahrzeug nähert. Erst gestern Abend erlebte ich es, dass der Bus mich nicht bemerkte, da er gerade einen anderen überholte und somit von der linken Spur keinen Blick auf den Bürgersteig werfen konnte.

Gelingt es einem endlich ein solches Fahrzeug zu besteigen, so muss man sich schleunigst eine Sitzmöglichkeit suchen, oder sich irgendwo gut festhalten, denn die Busse nehmen in kurzer Zeit eine hohe Geschwindigkeit auf, ohne dabei auf eventuellen Materialverschleiß zu achten. Gemein sind auf den Straßen die sogenannten „Topes“ (Schwellen), wobei man im Bus kräftig durchgeschüttelt wird. Bislang hab ich die alltäglichen Abenteuer jedoch gut überstanden. Wir haben auch schon eines Abends eine Autofahrt zu zehnt in einem PKW durchgeführt, was dann doch irgendwann zu Beengungsgefühlen führte. Die Polizei ist hierbei nicht so streng; bei öffentlichem Alkoholkonsum jedoch ist mit ihr nicht zu spaßen und man kann sich unverhofft auf einer Polizeiwache wiederfinden. Ich spreche hier glücklicherweise nicht aus eigener Erfahrung, sondern gebe lediglich Erzählungen von mexikanischen Freunden wieder.

Als Viola ankam, war sie unglücklicherweise fiebrig-krank, durch die Klimaanlagen in Flugzeug und Bus. Trotz dieses Handicaps gingen wir an ihren ersten beiden Tagen hier auf ausgedehnte Einkaufstouren, um Einrichtungsgegenstände etc. für unsere neue Behausung zu bekommen, da kein Geschirr und ähnliche unabdingbare Requisiten für den Haushalt vorhanden waren.

Der nächste Zwischenfall ereignete sich dann auch auf einer dieser Einkaufstouren, als man Viola aus ihrer Tasche den Geldbeutel entwenden konnte. Wir waren gerade auf einem Markt in Tonalá, im Süden des Stadtbereichs von Guadalajara, . Leider hatte sie zuvor Geld abgehoben und stellte dementsprechend „fette Beute“ für die Übeltäter dar. Nichtsdestotrotz erwarben wir schöne Gläser, Teller etc. für unsere Einrichtung.

Die erste Woche hatte Viola noch frei und ich ging in die Uni. Das folgende Wochenende hielt für uns eine Reise in den östlichen Nachbarstaat Guanajuato bereit, wo wir die gleichnamige Landeshauptstadt besuchten, um das dort stattfindende Kulturfestival „Cervantino“ auszunutzen. Dies bedeutete gleichzeitig, dass wir recht viel Geld dort ließen, jedoch lohnte es sich. Die Stadt liegt malerisch eingebettet zwischen Bergen auf 2000m Höhe und bietet viele schöne und gut erhaltene Kolonialgebäude, sowie speziell während des Festivals, eine ausgesprochen studentische Atmosphäre. An vielen Ecken boten Straßenkünstler, kleine Theatergruppen aus aller Welt oder Musiker ihre Künste dar oder man setzte sich einfach an einen öffentlichen Platz und sah sich mexikanische Filmklassiker im Straßenkino an. Wir besuchten auch ein Theaterstück, das sich eigentlich mit der mexikanischen Revolution beschäftigen sollte, doch man sah eher recht viel nackte Haut und das erwartete Thema stellte einen „Nebenaspekt“ des Stücks dar. Außerdem konnten wir noch das Haus, in dem Diego Rivera seine Kindheit verbrachte, besuchen. Er war der Mann von Frida Kahlo in früheren Zeiten und einem der größten mexikanischen Muralisten (Maler von Wandgemälden). Alle diese Erlebnisse waren recht eindrucksvoll und rundeten somit dieses Wochenende rundum ab.

Weitere Fotos aus Guanajuato: http://picasaweb.google.com/maefosio/FestivalInternacionalCervantinoInGuanajuato

Nun bin ich mit meinen Ausführungen endlich nahezu in der Gegenwart angelangt und kann noch von den Ereignissen des zurückliegenden Wochenendes berichten. Am Freitag war hier in Guadalajara ein kirchlicher Feiertag, welcher auf die Virgen de Zapopan (Jungfrau von Zapopan) zurückgeht. Bereits nachts begannen große Wanderungen auf den Straßen der Stadt und morgens gab es dann einen Umzug von der städtischen Kathedrale bis zur Basilika von Zapopan. Viola, Manuel und ich gingen vormittags auf den immer noch überfüllten Straßen von Guadalajara nach Zapopan, wo wir schlussendlich die Basilika erreichten und auch von den Feierlichkeiten noch etwas mitbekamen. Einem guten Mittagessen, wo wir das Tagesmenü wählten, folgte dann noch eine „Tourirunde“ im Stadtzentrum. Viola kannte diese Gegend noch nicht und Manuel und ich sind zuvor immer eher flüchtig durch diese Gegend geschlendert, anstatt den interessanten Attraktionen unsere Aufmerksamkeit zu schenken. So gingen wir zunächst in die Kathedrale der Stadt, sahen danach eine indigene Tanzgruppe in deren Nähe, die dort ihre Tänze aufführte, und besuchten schließlich noch die Verwaltungsgebäude der städtischen und der der bundesstaatlichen Regierung, wo der berühmteste Maler der Stadt, José Clemente Orozco, einige seiner bekanntesten Wand- und Deckengemälde hinterlassen hat. Sehr informativ war das Ganze und endlich habe ich nach all der Zeit, die ich schon hier bin, auch einmal die „Pflichtbesuche“ getätigt.

Gestern, am Samstag, verfolgte ich erstmals live in einem mexikanischen Stadion ein Fussballspiel. Im Estadio de Jalisco (65.000 Zuschauer) trafen die Chivas aus Guadalajara und Necaxa (stammt aus dem Bundesstaat Aguscalientes) aufeinander. Die Chivas dominierten das Spiel klar und gewannen schließlich 5:1, wobei wir auch noch einen Platzverweis und einen vergebenen Elfmeter zu sehen bekamen. Die Stadionbesuche werden sicherlich in Zukunft wiederholt werden, vor allem, wenn etwas potentere Gegner zu Besuch kommen. Ein Stadionbesuch ist hier, mehr als in Deutschland, das Beiwohnen eines Events. Trotzdem gibt es auch hier eine eingeschworene Fankultur und extreme Rivalitäten zwischen den einzelnen Vereinen. So gibt es in Guadalajara drei Erstligavereine (Chivas, Tecos und Atlas), wobei der verhassteste Rivale aus der Hauptstadt stammt (CF América).

Zum Schluss noch einen Hinweis für den Blog von meiner Freundin Viola, die ebenfalls über die Geschehnisse hier berichtet: http://viola-in-guadalajara.blogspot.com/