Mittwoch, 28. November 2007

Mexikanische Fußballkultur

Ich schreibe über dieses Thema in dieser Woche, da ansonsten momentan nicht so viel spannendes hier passiert. Ich schreibe an meinen Abschlussarbeiten für die einzelnen Kurse, die ich hier belege, und das Semester neigt sich schon so langsam dem Ende entgegen. Die Zeit verfliegt wirklich und ich hab letzte Woche schon die Halbzeit meines Aufenthaltes überschritten.

Heute Abend werde ich wiederholt das Stadion der Chivas (Deportivo Guadalajara) besuchen, da dort gegen den Verein Atlante FC aus Cancún das Hinspiel im Halbfinale der mexikanischen Meisterschaft ansteht. Am Samstag wohnten wir bereits dem Halbfinaleinzug bei, der durch einen 1:0-Sieg gegen den Club San Luis perfekt gemacht wurde. Daher habe ich beschlossen, den fußballinteressierten Lesern meines Blogs etwas über die Kultur rund um jenen Massensport in diesem Land, das zumindest bereits zweimal WM-Gastgeber war, zu berichten.

Die Nationalmannschaft i(El Tri) nteressiert hier wirklich jeden; von der alten Frau um die Ecke, die Tacos verkauft, bis zum Geschäftsmann im Anzug, und stellt jederzeit ein willkommenes Diskussionsthema dar. Man spekuliert über die nächste Aufstellung oder kritisiert die „Tri“ mal wieder für ihre zuletzt gezeigten dürftigen Leistungen. Jedes auch noch so unbedeutende Freundschaftsspiel wird dann auch als Gemeinschaftserlebnis gerne in einer Schankwirtschaft verfolgt. Gespielt wird interessanterweise auch oft, trotz Heimvorteil, in den USA, um die ca. 30 Millionen Mexikaner, die dort wohnhaft sind, anzusprechen. Dies wird allerdings von den im Mutterland lebenden Mexikanern heftig kritisiert.

Im Vereinsfußball gibt es in der ersten Liga 18 Mannschaften, die im halbjährlichen Rhythmus die nationale Meisterschaft ausspielen. Auf drei Gruppen verteilt, tragen sie in 17 Spielen die Teilnehmer am Viertelfinale der Playoffs aus, wo dann letztendlich der Meister ermittelt wird. Die Mannschaften kommen vor allem aus den Metropolregionen Mexikos (aus Mexiko-Stadt und Guadalajara kommen alleine jeweils drei Mannschaften) und das wirtschaftliche Nord-Süd-Gefälle, welches das Land dominiert, ist auch an der regionalen Verteilung der Vereine ersichtlich (lediglich ein Verein aus dem Süden). Die größten traditionsreichen Rivalen landesweit sind die Chivas Guadalajara und der CF América aus der Hauptstadt, obwohl mittlerweile einige weitere Vereine ein sportliche höheres Niveau erreicht haben. Es spielen für lateinamerikanische Verhältnisse viele Ausländer (vor allem Argentinier) in dieser Liga, da hier wohl amerikaweit die höchsten Spielergehälter gezahlt werden.

Ein Stadionbesuch bedeutet für den Großteil der Mexikaner einen großen finanziellen Aufwand, trotz vergleichsweise niedrigen Eintrittspreisen. Die preiswertesten Karten gibt es bereits für 70 $ (ca. 4,50€). Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass hier nicht - so wie in Europa - eine wirkliche Stadionkultur existiert, trotz des wirklich breiten Fußballinteresses der Bevölkerung. Das Chivas-Stadion (60.000 Plätze) war nicht einmal beim Viertelfinale ausverkauft und wird es sicherlich auch heute Abend nicht sein. Das Spiel an sich wird stark als Event hochstilisiert, wobei mir viele Dinge nordamerikanisch geprägt scheinen. Nichts desto trotz, ist es ein Erlebnis hier in das Stadion zu gehen, da hier ein sehr offensivfreudiger temporeicher Fußball gespielt wird.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Lieber Matthias,
an Deinem Eintrag sieht man, dass Du
fürwahr ein großer Fußball-Fan bist,
HSV hin, HSV her.
Grüße I.& W.