Dienstag, 20. November 2007

Drei Chilangos in Guanatos

Am vergangenen Wochenende bekamen wir hier in Guadalajara Besuch von unseren Freunden aus der Hauptstadt. Alfredo, seine Schwester und eine Freundin von ihr kamen am Samstag frühmorgens per Bus aus dem D.F. an und nach einem gemütlichen Frühstück in unserer Wohnung machten wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum, um dort einen Tapatíobus (eine Art Touristenbus) zu besteigen, der uns durch das Stadtzentrum leitete und über Kopfhörer die Sehenswürdigkeiten der Stadt erklärte. Eine ähnliche Tour hatten wir bereits im D.F. erlebt, die mir jedoch etwas eindrucksvoller erschien als in Guadalajara. Die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt übersteigen die in dieser Stadt doch etwas. Sie ist ja immerhin auch mehr als fünfmal so groß.

Trotzdem blieb die Fahrt bei allen Teilnehmern in guter Erinnerung und auch wir Wahl-Tapatíos sahen Ecken der Stadt, die wir noch gar nicht wirklich kannten. Danach gab es ein Mittagessen im größten überdachten Markt Amerikas ein (ja auch hier gibt es Superlative), San Juan de Díos, um unseren Hunger zu stillen. Es gibt dort eine opulente Auswahl an verschiedenen Speisen und das Angebot recht von regionaltypischer Küche bis zu asiatischen Gerichten. Nachmittags gingen wir dann in das Hospicio Cabañas, wo der bedeutende Muralist José Clemente Orozco einige seiner berühmten Wand- und Deckengemälde hinterlassen hat.

Nach diesem Besuch und einem Spaziergang durch die Fußgängerzonen im Stadtzentrum, fuhren wir dann in den südöstlichen Teil der Stadt, wo das ehemalige Dorf Tlaquepaque liegt, welches inzwischen aber in den Stadtbereich hineingewachsen ist (siehe erster Beitrag aus dem Oktober). Im Zentrum von Tlaquepaque hörten wir traditionelle Musik, schlenderten an Souvenirständen vorbei und aßen später noch zu Abend. Alfredo kam dabei auch zu der heiß ersehnten Gelegenheit eine „Torta Ahogada“ (Ertränktes Brötchen) zu probieren. Dies ist eine Spezialität dieser Region und besteht aus einem Brötchen mit Fleischbelag, welches mit viel roter Chilisoße übergossen wird. Da unsere Gäste und auch wir recht müde waren, beendeten wir den Tag schon recht früh und lagen bereits gegen 24 Uhr in den Betten.

Am Sonntagmorgen fuhren wir vormittags in das nahgelegene Dorf Tequila, wo tatsächlich das berühmte Getränk hergestellt und vertrieben wird. Der Ort liegt ca. 50km von Guadalajara entfernt und schon auf dem Weg dahin fährt man an unzähligen Agavenfeldern vorbei; diese Pflanze dient dann zur Gewinnung des Schnapses. Die weltweite Tequila-Produktion wird in Jalisco und einigen Teilen von den Nachbarstaaten durchgeführt und bei dem Besuch einer Destillerie wurden wir dann in die Geheimnisse dieses Getränks eingeweiht – inklusive Verköstigung.

Der Name des Ortes sowie des Schnapses geht wohl auf die Ticuila-Indianer zurück, die der Legende nach dieses wohlschmeckende Getränk erfunden haben. Übrigens ist der Tequila in Mexiko tatsächlich wohlschmeckend, obwohl die meisten Deutschen bei dem Wort „Tequila“ wohl zuallererst an dieses unsägliche Gesöff in einer Flasche mit Plastiksombrero denken. Der Tequila hier schmeckt wirklich ganz anders und wird in der Regel auch ohne Salz und Zitrone getrunken, um den Geschmack nicht zu verderben. Weiterhin verwendet man ihn für den berühmten Cocktail „Margarita“.

Der Schnaps wird aus den Agavenherzen (piña) gewonnen, welche gekocht, zerkleinert und ausgepresst werden. Danach gärt dieses Erzeugnis und wird doppelt destilliert, was schließlich den weltweit begehrten Alkohol ergibt. Die Farbe des Tequilas (reicht von klar bis golden) hängt davon ab, wie lange er in den Fässern gelagert ist. Je länger dies der Fall ist, desto milder schmeckt er schlussendlich. Aus der Agave wird auch der Mezcal hergestellt, was jedoch eher in südöstlicheren Regionen Mexikos populär ist. Dies ist ein recht starker Agavenschnaps, der in der Regel mit dem Wurm serviert wird, um die Authenzität zu beweisen.

(auf den unteren Fotos zeigt uns Viola eine piña und den gegorenen Agavensaft)

Leider hatten wir an diesem Tag großes Pech mit dem Wetter und ausgerechnet an diesem Ausflugstag regnete es zum ersten Mal seit 1,5 Monaten wieder. Das Abendprogramm wurde hierdurch stark eingeschränkt. Trotzdem hatten wir alle ein schönes Wochenende und unsere Gäste aus der Hauptstadt lernten somit endlich die „mexikanischste Stadt“ des Landes und ihre Umgebung kennen.

Weitere Fotos sind in folgendem Album: http://picasaweb.google.com/maefosio/Chilangosaqui

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